1905 bis 1991

Dr. Alfons Goppel

...war einer der erfolgreichsten bayerischen Ministerpräsidenten. Auf dieser Seite möchten wir seine Geschichte erzählen.
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Familienleben

Alfons Goppel – Landesvater und Familienvater zugleich. Wir kennen ihn meist als Politiker und Reformer. Wie lief sein Leben zu Hause ab? Sein Sohn Dr. Thomas Goppel erinnert sich zurück an eine politisierende Zeit.

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ab 1930

Politische Anfänge

Alfons Goppel hatte es zu Beginn seiner Karriere nicht leicht. Eine Rolle dabei spielte auch seine damalige Mitgliedschaft in der SA und NSDAP. Wie kam es dazu?

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ab 1962

Bayerns heimlicher Modernisierer

Naturschutz, Universitätsgründungen, Gebietsreform - Alfons Goppels Zeit als Ministerpräsident war ein einziges Feuerwerk an Reformen. Wie kommt es, dass er uns nicht bekannter ist?

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ab 1980

Die Alfons Goppel-Stiftung

...verhilft jungen Menschen in Entwicklungsländern zu einer Ausbildung.

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Die Alfons Goppel-Stiftung

Von Franziska Mair, Julius Langenbach und Verena Pirschlinger

Die Alfons Goppel-Stiftung engagiert sich seit über 40 Jahren im lateinamerikanischen Raum. Sie wurde am 8. Januar 1980 mit dem Ziel gegründet, jungen Menschen in lateinamerikanischen Entwicklungsländern eine Ausbildung und damit ein eigenständiges und selbstverantwortliches Leben zu ermöglichen. Dieses Ziel hat Mitbegründer und Namensgeber Dr. Alfons Goppel mit auf den Weg gegeben.

Die zentrale Aufgabe der Stiftung liegt heute in der Vermittlung von Patenschaften. Sie unterstützt jedoch auch viele weitere Projekte vor Ort, von denen lateinamerikanische Kinder und Jugendliche profitieren. Dazu gehören unter anderem eine Förderschule, Kinder- und Jugendzentren sowie Kinderheime. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist Senator e.h. Gerhard Hess, sein Stellvertreter ist Andreas Goppel und die Projektleitung hat die Diplomtheologin Sarah Christ.

Der Ursprung im Verein „Aktion Patenschaften“

Die Alfons Goppel-Stiftung geht auf die Arbeit des Vereins „Aktion Patenschaften“ e. V. zurück, der in den 1970er-Jahren durch einen Spendenaufruf in Bayern 100.000 Mark für bedürftige Kinder gesammelt hatte. Im Jahr 1979 ging der Verein auf Dr. Alfons Goppel mit der Bitte um Unterstützung zu.

Dabei ging es nicht um Hilfe finanzieller Art. Der Verein „Aktion Patenschaften“ hatte das Ziel, eine Stiftung zu gründen. Von Alfons Goppel, der ab 1962 bis 1978 das Amt des Ministerpräsidenten bekleidet hatte, erhoffte sich die Organisation Unterstützung in Form eines Netzwerks an Verbindungen. Goppel investierte jedoch 100.000 Mark aus seinem Privatvermögen in die zukünftige Stiftung und wurde auf Bitten des Vereins Namenspatron und Gründer der Stiftung.

Warum Lateinamerika?

Der Wunsch, mithilfe eines Vereins bzw. einer Stiftung Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika zu leisten, hatte vielfache Gründe. Zum einen lebten viele Menschen mit deutschen Vorfahren in der Region. Daher bestand eine Verbindung über eine gemeinsame Geschichte und ein gemeinsames christliches Erbe.

Zum anderen lag dem Projekt die Idee zugrunde, das duale Ausbildungssystem, wie wir es in Deutschland kennen, in Entwicklungsländer zu exportieren, um damit Hilfe zur Selbsthilfe und somit ein eigenständiges Leben zu ermöglichen.

Bau von Schulen über kulturelle Grenzen hinweg

Umgesetzt wurde diese Idee durch den Bau mehrerer Schulen für die deutschstämmigen Mennoniten in Paraguay. Beginnend mit einer Landwirtschaftsschule folgten im Laufe der Jahre eine Schreinerei, Ausbildungsmöglichkeiten für Mechaniker sowie eine Hauswirtschaftsschule. Mit letzterer sollten auch Mädchen eine Bildungsmöglichkeit erhalten. Hier gab es kulturelle Differenzen – und unterschiedliche Weltanschauungen manifestierten sich: Die Mennoniten wehrten sich lange gegen den Bau der Mädchenschule. Für die Projektleiter der Goppel-Stiftung war jedoch die Errichtung dieser Schule eine Voraussetzung für die Unterstützung vor Ort.

Dr. Thomas Goppel, ehemaliger bayerischer Umweltminister und Sohn des Stiftungsgründers, erinnert sich: „Die damalige Schule wird mir nie in Vergessenheit geraten.“ Die Partner vor Ort wollten eine reine Knabenschule errichten. Daraufhin griff Goppel zu einem drastischen Mittel: Er schnitt Geldscheine auseinander und forderte die Umsetzung der Mädchenschule – schließlich kam es zu deren Bau. „Es wurde die schönste Mädchenschule, die Paraguay damals gehabt hatte“, so Goppel.

Die Arbeit in Paraguay und an den dortigen Schulen wurde mittlerweile eingestellt, weil die Projekte mittlerweile selbstständig ohne Hilfe von außen laufen.

Fokus auf Ecuador und Patenschaften

Zu Beginn ihrer Tätigkeit war die Alfons Goppel-Stiftung in zahlreichen Ländern Süd- und Lateinamerikas engagiert. Mittlerweile konzentriert sich ihr Kerngeschäft auf Ecuador. Die Wahl Ecuadors geht im weitesten Sinne auf den eucharistischen Weltkongress 1960 in München zurück. Durch diesen war eine Partnerschaft zwischen der Erzdiözese München-Freising und Ecuador entstanden. Die Alfons Goppel-Stiftung legt heute Wert darauf, Projekte gemeinsam mit den Partnern vor Ort zu entwickeln. Ihr Fokus liegt auf Bildungsprojekten.

Patenschaften

Die Hauptaktivität der Stiftung ist die Vermittlung von Patenschaften. Die Paten in Deutschland können Kinder und Jugendliche in Ecuador mit einem monatlichen Betrag von 29 Euro unterstützen. Dahinter steht die Idee, dass alle Pateneltern ihren Patenkindern mit einem Euro pro Tag eine Ausbildung für ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben ermöglichen, so der Stiftungsvorsitzende Gerhard Hess.

Vermittlung der Patenschaften

Die Partner vor Ort entscheiden vor allem nach der sozialen Bedürftigkeit der Familien, aber auch aufgrund schulischer Leistungen über die Aufnahme von Kindern in das Förderprogramm. Deren Namen werden den Vertretern der Alfons Goppel-Stiftung in Deutschland übermittelt, die daraufhin passende Pateneltern für die Kinder suchen.

Dabei werden vor allem direkte Patenschaften in großen Großstädten wie Santo Domingo und Guayaquil vermittelt. Die Aufnahme von Kindern aus dem ländlichen Raum oder indigenen Familien sei, so Sarah Christ, mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, da die Kinder ihre Fördermittel persönlich abholen sollen und auch Briefkontakt zu ihren Pateneltern in Deutschland halten müssen. Daher stammt ein Großteil der geförderten Kinder aus Städten. Kinder und Jugendliche im Andenraum werden durch Stipendienprogramme der Diözesen unterstützt.

Finanzierung der Stiftung

Da sich die Alfons Goppel-Stiftung über Spenden finanziert, gehört es zu ihrem Selbstverständnis, die Verwendung der Gelder transparent zu gestalten. So werden maximal rund zehn Prozent aller Spenden und Einnahmen durch Patenschaften für Verwaltungskosten ausgegeben, das entspricht drei Euro der monatlichen Spende von 29 Euro. Die Stiftung verfügt über eine Geschäftsstelle, die aus einem Raum besteht und durch eine hauptamtliche Geschäftsführung geleitet wird. Bei der Nutzung der Räumlichkeiten im Bürogebäude des Bayerischen Bauindustrieverbands handelt es sich ebenfalls um eine Spende, da der Verband den Raum mietfrei zur Verfügung stellt. Dadurch können die laufenden Kosten für die Stiftung niedrig gehalten werden.

Handgeschriebener Brief des Patenkindes José Andres (li.) mit seiner deutschen Übersetzung (re.). Da der Brief aus der Zeit der Coronapandemie stammt, sind Themen der gute Gesundheitszustand seiner Familie, der Unterricht über das Internet sowie seine guten Noten.

Die Patenkinder nehmen das Geld in der Regel persönlich entgegen und bestätigen den Empfang. Auch besteht Briefkontakt zwischen Pateneltern und -kindern. Somit können diese sich auch persönlich davon überzeugen, dass ihre Spende sinnvoll ankommt. Oft melden sich Pateneltern, die spanisch sprechen, als freiwillige Übersetzer für die Stiftung und andere Paten.

Weitere Fundraising-Aktivitäten der Stiftung

Über die Patenschaften hinaus, sammelt die Stiftung Spenden mit Hilfe von Charity-Events. Dazu zählen der regelmäßige Wohltätigkeitsball, die Münchner Soirée sowie der Bayerische Advent, ein Abend mit traditioneller bayrischer Musik.

Die Familie Goppel

Vorsitzender des Stiftungsrates Alfons Goppel Junior vor dem Porträt seines Großvaters in der Geschäftsstelle der Stiftung.

Auch nach dem Tod des Gründers und Namenspatrons Dr. Alfons Goppel bleiben seine Nachkommen in der Stiftung ehrenamtlich engagiert.

Zwei Söhne von Alfons Goppel selbst, Dr. Thomas und Dr. Christoph Goppel, sind noch aktiv in der Stiftung. Seine Enkeltochter Dr. Gertrud Goppel sitzt im Stiftungsrat, während Dr. Christoph Goppel dort stellvertretender Vorsitzender ist.

Dr. Thomas Goppel ist Sprecher des Stiftungsbeirats, dem auch Enkelsohn Martin Goppel angehört. Enkel und Namensvetter Alfons Goppel Junior ist Vorsitzender des Stiftungsrates. Andreas Goppel (Enkel) ist stellvertretender Vorstand der Stiftung.

Stiftungsarbeit in Zeiten der Pandemie

Trotz der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Ängsten, die sich teilweise auch um wirtschaftliche Sicherheit drehen, ist die Anzahl der Patenschaften in der Alfons Goppel-Stiftung stabil geblieben. Besonders stolz ist Sarah Christ auch auf die unglaubliche Spendenbereitschaft inmitten der ersten Welle der Pandemie. Kurz vor Ostern 2020 informierte sie die Pateneltern in einem Brief über die pandemische Lage in Ecuador. Kurzfristig reagierten die Spenderinnen und Spender mit so großzügiger Unterstützung, dass die Stiftung zusätzlich noch die Nothilfe in den Diözesen vor Ort unterstützen konnte.

Dabei hat die Alfons Goppel-Stiftung auch auf ihrer Website tagesaktuell über die verheerenden Entwicklungen der Corona-Pandemie in Ecuador berichtet. Zu Beginn der Pandemie stand sie vor großen Problemen. Da viele Familien, die unterstützt werden, nicht über ein Bankkonto verfügen, holen die Kinder die Fördermittel in der Regel gemeinsam mit ihren Eltern ab, was aufgrund des Lockdowns nicht mehr möglich war. Viele Eltern hatten durch die Coronamaßnahmen auch ihre Arbeit verloren. Und so konnten viele Familien plötzlich keine Lebensmittel mehr einkaufen. Auch das Postsystem brach komplett zusammen und behandelt wurden in Krankenhäusern häufig nur diejenigen, die ihren eigenen Sauerstoff mitbrachten.

Der Kontakt zur Stiftung war für die betroffenen Familien nun kaum mehr möglich. Das schwere Schicksal einer alleinerziehenden Mutter wurde erst nach Wochen sichtbar:

In dieser akuten Notlage unterstützte die Alfons Goppel-Stiftung die Arbeit der Diözesen, die wiederum Lebensmittelpakete, Medizin und Geschichtsmasken bereitgestellt und mithilfe des Militärs zu den betroffenen Familien gebracht hatten.

Ähnlich wie in Deutschland kam es auch in Ecuador im Sommer zu einer Entspannung der pandemischen Lage, sodass die Eltern der Patenkinder die Spendengelder nach und nach wieder abholen konnten. Die Bedingung für die Ausgabe der finanziellen Förderung ist, dass sie der Bildung der Kinder dienen muss. In der Zeit vor der Pandemie bedeutete dies etwa die Finanzierung von Schuluniformen oder Schreibmaterialien. Während der Coronapandemie konnten die Familien damit einen Internetzugang oder ein Tablet erwerben und damit ihren Kindern den digitalen Unterricht von zu Hause ermöglichen.

Während der Coronakrise waren vor allem die Projektpartner vor Ort eine große Hilfe. So haben beispielsweise die Mitarbeiter des Zentrums für die Förderung von Frühgeborenen Videos gedreht, mit deren Hilfe die Eltern zuhause Übungen mit ihren Babys durchführen konnten. Damit konnten sie verhindern, dass die Kinder während des Lockdowns Rückschritte in ihrer Entwicklung machten.

Wie kann ich eine Patenschaft übernehmen?

Der einfachste Weg, ein Kind über die Alfons Goppel-Stiftung zu unterstützen, führt über einen direkten Kontakt mit der Stiftung. Die Menschen dort kennen die Kinder und helfen dabei, den individuell besten Weg zu finden. Das kann eine direkte Patenschaft von Kindern sein oder eine Patenschaft für bestimmte Projekte vor Ort.

Patenschaften unterstützen individuell positive Entwicklungen

Dass die Spenden vor Ort ankommen und Gutes tun, erzählt Sarah Christ am Beispiel eines ehemaligen Patenkindes. Ursprünglich kam das Mädchen aus einer ärmeren Gegend in Guayaquil, „wo die Not sehr, sehr groß ist.“ Sie absolvierte den Schulabschluss, besuchte die Universität und wurde schließlich Maschinenbauingenieurin.

Das ehemalige Patenkind, nun eine Frau mit Mitte Zwanzig, besuchte vor kurzem über ihre ecuadorianische Firma einen Lehrgang am Bodensee. Dort trafen sich Patin und Patenkind nach vielen Jahren wieder. Da sie die beiden zum Übersetzen begleitete, erlebte Frau Christ die Wiedersehensfreude zwischen den beiden: „Das sind ganz, ganz schöne Patenschaften, die da entstehen.“

Mittlerweile unterrichtet die heutige Maschinenbauingenieurin selbst an der Universität. Sarah Christ erzählt lachend:

Die Flagge Ecuadors und Dankeskarten von Patenkindern. Manche von ihnen haben die Karten selbst gebastelt.

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